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«E-Voting war nur ein Studentenprojekt für mich – heute ist es eines meiner Favoriten»

Die Post konnte im laufenden öffentlichen Intrusionstest zu E-Voting einen ersten Befund vergangene Woche bestätigen. Der Melder des Befunds, der 22-jährige ukrainische ETH-Student Vladyslav Zubkov, erzählt im Gespräch, wie er zum ethischen Hacken gekommen ist und warum E-Voting zu einem seiner Lieblingsprojekte wurde. Der diesjährige öffentliche Intrusionstest läuft seit dem 8. Juli. IT-Spezialistinnen und Spezialisten aus der ganzen Welt können in diesem Rahmen das System in der echten Umgebung angreifen und nach Schwachstellen suchen.

E-Voting

 

 

Vergangene Woche hat die Post den ersten Befund im Intrusionstest bestätigt. Er hat den Schweregrad «tief». Der Melder des Befundes ist, Vladyslav Zubkov, 22 Jahre alt und Informatikstudent an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich. Als schnellster Hacker hat er den Bonus von 3'000 € erhalten, zusätzlich zur Belohnung von 1'000 € für den Befund. Im Gespräch erzählt er der Post, wie er zum ethischen Hacken gekommen ist und wie er sich in seiner beruflichen Zukunft für die Verbesserung der Cybersecurity einsetzen will – auch in seinem Heimatland, der Ukraine.

 

Sie sind der erste Researcher, der einen bestätigten Befund eingereicht hat, Gratulation. Welche Verbesserung haben Sie gefunden?

 

Beim Befund, den ich gemeldet habe, geht es nicht um eine Schwachstelle, die ein Hacker 1:1 ausnützen könnte. Es ist eine fehlende Definition im Header des http Request. Ich bin nach den Standardbausteinen der Websecurity vorgegangen bei meiner Recherche. In einer Sicherheitsprüfung werden die Titel standardmässig geprüft. Deswegen war ich auch fast überrascht als mein Befund bestätigt wurde. Ich dachte, dass sicher jemand schneller gewesen sei.

 

Sie haben sich in einer studentischen Arbeit im Rahmen ihres Masterstudiums an der EPFL bereits mit dem E-Voting-System auseinandergesetzt. Was waren Ihre wichtigsten Erkenntnisse?

 

Letztes Jahr habe ich ein Master-Studentenprojekt an der Eidgenössisch Technischen Hochschule in Lausanne gemacht und eine Semesterarbeit zu E-Voting geschrieben. In diesem Rahmen habe ich das System untersucht und verschiedene Verbesserungen und Schwachstellen gefunden. Diese habe ich im Bug-Bounty-Programm der Post gemeldet. Im öffentlichen Intrusionstest habe ich nun wieder einen näheren Blick auf den Quellcode und die Spezifikation geworfen. Aus meiner Sicht ist das System seit 2022 stark verbessert worden – auch meine Befunde sind umgesetzt.

 

Sie haben auch schon früher Befunde im E-Voting-Programm eingereicht. Haben Sie ein besonderes Interesse an E-Voting?

 

Zuerst war es für mich einfach eine studentische Arbeit. Als ich das Projekt näher kennengelernt habe, hat es mein Interesse aber geweckt: Das System ist aus politischer und sozialer Sicht sehr bedeutsam. Ich finde es toll, zur Sicherheit eines für die Schweizer Demokratie und Gesellschaft so wichtigen Systems beitragen zu können. Für mich ist das E-Voting Bug-Bounty-Programm der Post zudem einzigartig.

 

Vielen Dank für die positive Rückmeldung. Was unterscheidet das E-Voting-Programm von anderen Programmen, an denen Sie teilgenommen haben?

 

Ich habe schon an sehr vielen Hacking-Veranstaltungen und an Bug-Bounty-Programmen von grossen internationalen Firmen teilgenommen. Für mich hebt sich das E-Voting-Programm der Post aus verschiedenen Gründen ab: das Thema an sich hat diese politische Relevanz. Dann sind die wichtigsten Systemkomponenten offengelegt, d.h. man kann fast alles überprüfen. Es ist auch gut dokumentiert, wie das System auf dem eigenen Laptop installiert und so Angriffe simuliert werden können.

Die Post erfüllt für mich damit als Bounty-Hunter die wichtigsten drei Kriterien: sie behandelt Befunde eingehend und hat kurze Antwortzeiten, sie zahlt gute Belohnungen und im Programm gibt es immer neue Aspekte zu untersuchen.

 

Wie sind Sie zum ethischen Hacken gekommen? Was ist Ihre Motivation dafür?

 

Das war vor ca. vier Jahren. Damals war ich ungefähr 17 Jahre alt. Ich habe bereits an der Nationalen Polytechnischen Universität in Odessa (Ukraine) Informatik studiert. Fachlich habe ich mich immer stärker der Cybersicherheit zugewendet. So habe ich von den Hack-Events wie Intrusionstests und Bug Bounty-Programmen erfahren und neben dem Studium mit dem ethischen Hacken begonnen.

 

Sie studieren aktuell noch an der ETH in Zürich. Wo sehen Sie Ihre berufliche Zukunft?

 

Zuerst schliesse ich noch mein Masterstudium ab. Danach möchte ich mich beruflich der Sicherheit von IT-Systemen widmen. Ob das als unabhängiger Researcher ist oder ob ich als IT-Sicherheitsexperte in einem Start-up oder einer etablierten Firma engagiert bin, ist für mich aktuell zweitrangig. Wichtig ist mir, dass die Cybersecurity in Systemen, welche Privatpersonen und Firmen nutzen, stets besser wird. In Zukunft möchte ich auch zur Digitalisierung meines Heimatlands Ukraine beitragen, spezifisch hinsichtlich Cybersecurity. 

Für mich ist bei E-Government der Aspekt des Vertrauens zentral: Wenn Softwarentwickler wie die Post ihre Systeme offenlegen, können Spezialisten wie ich sie anschauen und prüfen. Das trägt stark dazu bei, Vertrauen in so komplexe Systeme wie E-Voting zu bilden. Hier gehen die Schweiz und die Post als Systemanbieterin meiner Meinung nach genau den richtigen Weg.

 

 

 

Kontinuierliche Überprüfung des E-Voting-Systems

 

Das neue E-Voting-System der Schweizerischen Post hatte bei den Abstimmungen vom Juni 2023 in den Kantonen Basel-Stadt, St. Gallen und Thurgau seine erfolgreiche Premiere. Die Post entwickelt das System aber auch nach dem Ersteinsatz kontinuierlich weiter. Denn beim E-Voting hat Sicherheit oberste Priorität. Ethische Hackerinnen und Hacker in die Sicherheitsprüfungen einzubeziehen, ist eine besonders wirkungsvolle Massnahme der Cybersecurity.

Seit 2021 hat die Post die wesentlichen Komponenten und Dokumentationen veröffentlicht. Sie aktualisiert diese kontinuierlich, damit Fachleute diese prüfen können. Wiederkehrend führt die Post zudem öffentliche Intrusionstests durch, bei denen ethische Hacker die Wahl- und Abstimmungsplattform angreifen und nach Schwachstellen suchen können.

Bestätigte Befunde belohnt die Post mit bis zu 230'000 Euro je nach Schweregrad des Befundes. Im Intrusionstest hat sie zudem den ersten drei Hackerinnen oder Hackern, die einen bestätigten Befund melden, einen Bonus von 3’000 Euro in Aussicht gestellt.

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