Die Post steht seit 175-Jahren für den sicheren und vertrauenswürdigen Transport von Briefen und Paketen. In der heutigen digitalen Welt transportiert die Post auch elektronische Informationen. Wie garantiert sie, dass das Briefgeheimnis digital gewährleistet ist und niemand mitliest? Mit Kryptografie. Das heisst so viel wie Geheimschrift und meint mathematische Verfahren und Technologien, die in der IT für den besonders effektiven Schutz von Systemen und Informationen eingesetzt werden. An ihrem IT-Standort in Neuenburg hat die Post vor fünf Jahren ein Zentrum für Kryptografie aufgebaut.
Ein ambitioniertes Projekt, das Talente anzieht
An diesem Standort haben Kryptografen, Softwareentwicklerinnen, IT-Architekten und Sicherheitsexpertinnen das neue vollständig verifizierbare E-Voting-System der Post entwickelt. «Damit leisten wir Pionierarbeit, denn ein vollständig verifizierbares System war in der Schweiz vor 2023 noch nie im Einsatz», erklärt Baptiste Lanoix, der Leiter des Kryptografiezentrums.
«Unser E-Voting-Projekt löst bei Fachleuten weltweit grosses Interesse aus. Weil es ein Projekt ist, das sich mit den demokratischen Prozessen in der Schweiz befasst, gestaltet sich die Suche nach IT- und Mathematiktalenten einfacher als erwartet. Oft wohnen diese Talente sogar in der Region oder wurden hier ausgebildet», freut sich Baptiste Lanoix. «Die Arbeit ist spannend und man kann an einem ehrgeizigen, aber konkreten Projekt mitarbeiten, das für die Schweizer Demokratie grosse Bedeutung hat.» Und um bei der rasanten Entwicklung im Bereich der Kryptografie immer vorne mit dabei zu sein, haben die Mitarbeitenden die Möglichkeit, ihr Wissen an den besten Universitäten der Welt zu erweitern. «Aus all diesen Gründen spüren wir den Fachkräftemangel bisher nicht», fasst der Zentrumsleiter zusammen.
Olivier Esseiva ist als Fachverantwortlicher Kryptografie des Neuenburger Zentrums einer der Experten, welche die Sicherheit von E-Voting garantieren: «Es handelt sich um ein ambitioniertes Projekt, das auch mit Druck und Stress verbunden ist. Die weltweit führenden E-Voting-Expertinnen und ethischen Hacker prüfen das System das ganze Jahr über auf Herz und Nieren. Höchste Qualität ist daher unser täglicher Anspruch. Gleichzeitig ist es inspirierend, mit Fachleuten aus der ganzen Welt im Austausch zu sein. Es ist insgesamt mit grossem Respekt verbunden, macht uns aber auch stolz, unseren Beitrag zu sicherem E-Voting in der Schweiz zu leisten».
Gewappnet gegen aktuelle und zukünftige Cyberrisiken
Olivier und die anderen Teammitglieder arbeiten auch an einer noch anspruchsvolleren Aufgabe: dem Wahl- und Abstimmsystem der nächsten Generation.
Beim E-Voting hat die Sicherheit oberste Priorität. Das Team des Kryptografiezentrums Neuenburg befasst sich deshalb nicht nur mit aktuellen, sondern auch mit potenziellen zukünftigen Risiken. Die ersten Quantencomputer werden in Fachkreisen mit Spannung erwartet, auch wenn sie erst unter Laborbedingungen einsatzfähig sind. Aber die Entwicklung schreitet voran. «Es geht schon heute darum, Verschlüsselungen zu entwickeln, die höheren Rechenleistungen standhalten», erklärt Baptiste Lanoix. Deshalb haben die Arbeiten an den neuen kryptografischen Grundlagen bereits begonnen. Immer mit dem Ziel, die hohen Sicherheitsstandards beizubehalten. «Damit bereiten wir den Boden für das E-Voting der nächsten Generation», sagt Baptiste Lanoix, bevor er lächelnd ergänzt: «Eines ist sicher: Meinem Team wird es in Zukunft nicht an spannenden Aufgaben fehlen.»